Wurzelbehandlung oder Implantat

Lange wurde empfohlen, kritisch bewertete Zähne lieber zu ziehen, vor allem, wenn sie bereits wackeln, und durch Implantate zu ersetzen. Dies wird heute differenzierter gesehen. Implantate sind wertvolle prothetische Möglichkeiten nach Zahnverlust, können aber natürliche Zähne nicht gleichwertig ersetzen. Sie sind starr im Knochen verankert, während Zähne in einer Art Bandapparat im Knochen hängen. Dadurch ergeben sich andere Belastungsverhältnisse im Knochen.

Auch Wurzelbehandlungen können nie 100% perfekt sein und führen nicht immer zum Erfolg. Deshalb ist immer im Einzelfall abzuwägen, ob im individuellen Fall eine Wurzelbehandlung oder ein Implantat der bessere Weg ist. Auch die Vorgeschichte und die gesundheitliche Verfassung des Patienten müssen berücksichtigt werden, damit der Patient letztlich die für ihn passende Lösung finden kann.

Aussagen wie "da macht man doch heute ein Implantat" sind angesichts der Millionen in Deuschland gesetzter Implantate naheliegend, in der Realität muss aber jeder Fall kritisch abgewogen werden. Durch Fortschritte in der Parodontologie (Schlagenhauf 2013*) ist heute viel eher möglich, auch wackelnde Zähne wieder zu festigen und damit  langfristig zu erhalten. Wenn dann doch ein Zahn ausfällt, sind durch die Vorbehandlung gute Knochenverhältnisse für eine Implantation die Regel.

Von "Ohr zu Ohr" - Implantationen wird nicht nur wegen der finanziellen Belastung des Patienten sondern auch aus medizinischen Erwägungen inzwischen eher Abstand genommen.

Werden Implantate und eigene Zähne hinsichtlich der Beherrschbarkeit bei Komplikationen bewertet, so ist der Erhalt eigener Zähne heute trotz aller Möglichkeiten in der Implantologie die bessere Behandlungsalternative (ARPA Tagung Würzburg 2013).